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Mittwoch, 26. November 2014

Otto

Liebe Kumpels,


jetzt, wo die Tage wieder kürzer werden und es mir bei jeder Gassirunde kalt ums Schnäuzchen weht, muss ich immer öfter an meinen Freund Otto denken, von dem ich euch noch gar nichts erzählt habe.
Ungefähr vor einem Jahr war es, da packten mich meine Menschen ins Auto und fuhren eine lange Strecke mit mir - bis nach Osnabrück. Die meiste Zeit schlief ich - ich liebe lange Autofahrten.


In Osnabrück stiegen wir aus und gingen zu Menschen und Hunden, die bisher weder meine Menschen kannten noch ich. Die Hündin war mir sehr suspekt und ich konnte mir nicht vorstellen, sie zu mögen. Das sagte ich ihr auch. Aber der Rüde Otto war mir ganz sympathisch. Ein kastrierter Rüde zwar, aber doch irgendwie sehr... toll.


Wir gingen eine schöne Runde spazieren. Während des Spazis zeigte mein Freund Otto mir schon die interessanten Osnabrücker Schnüffelstellen. Auch Caaya, die Hündin, war dann doch ganz nett.
Nach einem Kaffee, den die Menschen zusammen tranken und dabei redeten und redeten, stiegen meine Menschen wieder ins Auto und - oh Schreck - Otto sprang in meinen Kofferraum! Haben die mich gegen Otto getauscht??? Aber nein, ich durfte auf die Rückbank. Meine Menschen meinten, es sei besser so für die lange Fahrt.


In den folgenden Wochen wohnte Otto bei uns. Wir beide wurden ein tolles Team und Otto mein bester Freund. Er hatte einen Tag nach mir Geburtstag, war aber einige Jahre älter. Als er bei uns einzog, war er schon 11 Jahre alt und hatte ein bewegtes Leben hinter sich. Er war nach seinen sehr schönen ersten sechs Lebensjahren von seinen Menschen auf einem Hof "abgeladen" worden, wo er kein Plätzchen im warmen Haus bei Menschen mehr hatte und nur  mehr schlecht als recht versorgt wurde. Die Menschen in Osnabrück retteten ihn aus diesem traurigen Dasein, haben ihn grundmedizinisch versorgt und ihm Zuneigung und Wärme als Pflegestelle gegeben, bis meine Menschen beschlossen, Otto für immer in unser Familie aufzunehmen.
Wir zeigten uns gegenseitig Sachen, die wir besonders gut konnten und machten uns gegenseitig stark. Er zeigte mir, dass man beim Knallen und bei Gewitter und bei Dunkelheit keine Angst haben musste und ich brachte ihm bei, dass man bei regelmäßiger Fütterung durch unsere Menschen nicht den Mülleimer ausräumen muss. Naja, eigentlich brachten ihm das meine Menschen bei.


Es war eine so wunderschöne Zeit mit ihm, die leider für uns viel zu kurz war.
Immerhin hatten wir noch die Zeit, zusammen ins schöne Thüringen zu reisen und auch zusammen den Windberg zu erkunden.
Nach ein paar Wochen fing mein älterer Freund jedoch an zu kränkeln, lief nicht mehr gerne und guckte auch ziemlich traurig. Ich hatte keine Ahnung, wie ich ihn zum spielen auffordern könnte. Er machte einfach nicht mehr mit. Als er so gar nicht mehr aufstehen wollte, musste er in die Tierklinik und blieb auch einige Zeit dort. Herrchen und Frauchen waren in dieser Zeit auch sehr traurig. Wie ich.
Otto kam wieder nach Hause aus der Klinik, hatte eine große Narbe am Bauch, aber aufstehen wollte oder konnte er noch immer nicht. Meine Menschen waren verzweifelt und wussten nicht, was zu tun ist. Ottos Leben war doch kein Leben mehr.
Eines Tages dann, das Wetter war ausgesprochen schön, trug Herrchen Otto hinters Haus auf die Wiese in die Sonne. Frauchen und ich durften auch mit, und so saßen wir bestimmt drei Stunden eng aneinander gekuschelt in der warmen Wintersonne. Als dann eine Frau mit dem Geruch der Tierklinik kam, sind Otto und Frauchen mit ihr gegangen und ich blieb mit Herrchen draußen. Eine halbe Stunde später sind Herrchen und ich auch wieder reingegangen. Frauchen hatte sehr geweint und die Frau mit dem Geruch der Tierklinik auch. Otto lag da und bewegte sich nicht mehr. Ich durfte von ihm Abschied nehmen und wusste, er war gestorben. Das machte mir Angst und ich rannte aus dem Wohnzimmer.
Mein lieber Freund! Nur drei Monate waren wir zusammen, und ich hab dich so gemocht. Du fehlst mir.
Ich werde wohl immer an dich denken, wenn die Tage kürzer  und dunkler werden.

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